Zeitschrift-Artikel: Voraussetzungen für geistliche Kraft

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Titel: Voraussetzungen für geistliche Kraft
Typ: Artikel
Autor: Charles Haddon Spurgeon
Autor (Anmerkung):

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Titel

Voraussetzungen für geistliche Kraft

Vortext

Text

"... In unseren Missionaren liegt nicht die Kraft, die in den Aposteln war. Unsere Siege gleichen nicht den Siegen der alten Zeit. Woher kommt das?

Meine Theorie, wie das zu erklären sei, ist folgende:

Erstens fehlt es uns in einem großen Maß, mit dem Heiligen Geist erfüllt zu sein. Aber wenn ihr der Sache auf den Grund geht, so ist meine Antwort diese: Die Kirche hat ihre ursprüngli­che Reinheit aufgegeben, und darum hat sie ihre Kraft verloren. Wenn wir einmal mit al­lem Irrtum brechen würden, wenn durch den einstimmigen Willen des ganzen Leibes Christi jede schlechte, nicht in der Schrift verordnete Zeremonie aufgegeben und abgeschafft - wenn jede Lehre verworfen würde, die sich nicht durch die Heilige Schrift decken läßt, wenn die Kirche rein und klar wäre, so würde ihr Weg triumphierend und siegreich sein . . .

Aber wir sind nicht rein; wir können die Lade Gottes nicht heraufbringen. Gelobt sei Gott, sie ruht noch im Hause Obed-Edoms. Wahrer Glaube ist in den Herzen derer vom Volk Gottes zu finden und in manchen Gemeinden wird die Wahrheit noch bewahrt; aber bevor nicht die ganze Gemeinde hervorgeht, schön wie der Mond, auserwählt wie die Sonne, wird sie auch nie schrecklich werden wie die Hee­resspitzen.

Das mag manchem sehr unwesentlich scheinen, aber in Wirklichkeit handelt es sich um das Leben. Ich könnte jeden einzelnen Christen bitten: Denke darüber nach, mein lieber Bru­der. Wenn die einen das Christentum vor jeder Autorität schützen - mit Ausnahme der Auto­rität Christi! - und die anderen eine Staats­kirche festhalten, so können nicht beide recht haben. Wir mögen in den großen Stücken rich­tig sein, aber wir können nicht in allem richtig sein; der eine muß sich im Unrecht befinden. Wenn die einen die Säuglinge besprengen und die anderen die Gläubigen taufen, so können nicht beide richtig handeln; es wäre töricht, das zu denken. Christus hat keine schwer zu beschreibende Religion gegründet, die alle Arten Leute in sich aufnimmt, und der doch alle gleich gehorsam sind. Die Wahrheit schwankt nicht wie ein Pendel, das sich vor-und rückwärts bewegt. Sie gleicht nicht einem Kometen, der hier und da und überall ist. Der eine muß recht, der andere muß unrecht ha­ben.

Es ist nicht meine Sache, zu erklären, wer recht und wer unrecht hat. Ich bin nicht un­fehlbar. Es ist meine Aufgabe, die Schrift für mich selbst als vor Gottes Auge zu beurteilen. Ich bitte euch, dasselbe zu tun. Haltet keinen Irrtum für unwichtig, sondern prüft die Gei­ster; prüft, ob dies oder das recht sein kann.

Nachtext

Quellenangaben