Mein lieber Freund und Bruder in Christus
Vom Übel des Stolzes
"... Stolz ist das größte aller Übel, die uns heimsuchen, und von allen unseren Feinden ist er der, der am langsamsten und am schwersten stirbt: Sogar die Kinder dieser Welt können dies erkennen.
Madame de Stael sagte auf ihrem Totenbett: 'Wissen Sie, was im Menschen als letztes stirbt: Es ist die Selbstliebe.' Gott haßt Stolz über alles, weil er dem Menschen den Platz einräumt, der ausschließlich Ihm gehört, Der darüber steht, hoch erhaben über alles.
Stolz verhindert Gemeinschaft mit Gott, und ruft Seine Züchtigung herab, denn 'Gott widersteht den Hochmütigen'. Er wird den Namen der Stolzen zerstören und es ist uns gesagt, daß es einen festgesetzten Tag gibt, an dem 'der Hochmut des Menschen gebeugt und die Hoffart des Mannes erniedrigt werden wird'.
Ich bin deshalb gewiß, mein teurer Freund, daß man einem anderen kein größeres Übel zufügen kann, als ihn zu loben und seinen Stolz zu nähren. 'Ein Mann, der seinem Nächsten schmeichelt, breitet ein Netz aus vor seine Tritte' und 'ein glatter Mund bereitet Sturz'.
Sei darüber hinaus versichert, daß wir zu kurzsichtig sind, um den Grad der Frömmigkeit unseres Bruders beurteilen zu können; wir sind nicht in der Lage, sie ohne die Waage des Heiligtums richtig zu beurteilen, und dies liegt allein in der Hand Dessen, Der das Herz erforscht. 'So urteilet nicht etwas vor der Zeit, bis der Herr kommt, der die Ratschläge der Herzen offenbaren wird und einem jeden sein Lob geben wird'. Bis dahin wollen wir unsere Brüder nicht beurteilen, weder zum Guten noch zum Bösen, es sei denn mit der geziemenden Zurückhaltung, und daran denken, daß das sicherste und beste Urteil, das wir uns bilden, das ist, wenn wir die anderen höher als uns selbst einschätzen.
Wenn ich Dich fragen würde, woher Du weißt, daß ich einer der in der christlichen Laufbahn am weitesten Fortgeschrittenen und ein hervorragender Diener Gottes bin, dann könntest Du zweifellos keine Antwort geben. Vielleicht würdest Du meine veröffentlichten Werke anführen; aber weißt Du, mein teurer Freund und Bruder - der Du ebensogut eine auferbauende Predigt halten kannst wie ich -, daß die Augen weiter sehen als die Füße gehen? Und daß wir leider nicht immer, und nicht in allen Dingen, das sind, was unsere Predigten darstellen; daß 'wir diesen Schatz aber in irdenen Gefäßen haben, auf daß die Überschwenglichkeit der Kraft sei Gottes und nicht aus uns'?
Ich werde Dir nicht die Meinung sagen, die ich von mir selbst habe, denn wenn ich das, täte, würde ich wahrscheinlich dennoch ständig meine eigene Ehre suchen; und, indem ich meine eigene suche, demütig erscheinen, was ich nicht bin. Ich möchte Dir viel lieber sagen, was unser Meister von mir denkt - Er, Der das Herz erforscht - und die Wahrheit spricht, Der 'der Amen ist, der wahrhaftige Zeuge'. Er hat oft zu meiner innersten Seele gesprochen, und ich danke Ihm dafür; aber, glaube mir, Er hat mir niemals gesagt, daß ich ein 'hervorragender Christ und in den Wegen der Gottseligkeit weit fortgeschritten bin'. im Gegenteil, Er sagt mir sehr deutlich, daß ich, würde ich meinen eigenen Platz kennen, dann feststellen würde, daß er der des größten Sünders, des geringsten aller Heiligen ist. Und Sein Urteil, mein teurer Freund, sollte ich gewiß eher annehmen als Deines.
Der hervorragendste Christ ist einer derjenigen, von denen niemals jemand sprechen gehört hat, irgend ein armer Arbeiter oder Diener, dessen Alles Christus ist, und der alles für Sein Auge tut und das Seine allein. Die Ersten werden die Letzten sein. Laßt uns überzeugt sein, mein teurer Freund, allein dem Herrn die Ehre zu geben. Er allein ist es wert, gepriesen, verehrt und angebetet zu werden. Seine Güte kann nie genügend gepriesen werden. Das Lied der Seligen -Offenbarung 5 - preist niemand als Ihn allein, der sie mit Seinem Blut erlöst hat...
Entschuldige diese wenigen Zeilen christlicher Ermahnung, von denen ich sicher bin, daß sie Dir früher oder später zum Nutzen sein werden, indem sie Teil Deiner eigenen Erfahrung werden. Denke an mich in Deinen Gebeten, wie auch ich bete, daß der Segen des Herrn auf Dir und Deiner Arbeit ruhen möge.
Wenn Du jemals eine neue Auflage druckst - wie ich eigentlich hoffe -, dann streiche bitte die beiden Passagen heraus, auf die ich Dein Augenmerk gerichtet habe; und nenne mich einfach 'einen Bruder und Diener im Herrn'. Das ist Ehre genug, und braucht keinen Zusatz."
J.N.Darby
Auszug aus einem Brief von J. N. Darby an einen Bruder der ein Werk von Darby übersetzt. veröffentlicht und mit einem Vorwort verstehen hatte, in welchem er Darby, als einen »in der christlichen Lautbahn am weitesten Fortgeschrittenen und einen hervorragenen Diener Christi beschrieben hatte. Aus M. S. Weremchuk:.J.N.Darby und die Anfänge einer Bewegung
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