Zeitschrift-Artikel: "Power evangelism" im Licht der Bibel

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Titel: "Power evangelism" im Licht der Bibel
Typ: Artikel
Autor: Wolfgang Bühne
Autor (Anmerkung):

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Titel

"Power evangelism" im Licht der Bibel

Vortext

Text

»Ruhen im Geist«


In den letzten Jahren ist auf charismatischen Versammlungen ein Phänomen besonders be­kannt geworden, welches man "Ruhen im Geist", "Erschlagen (hingestreckt) vom Geist", oder "Fallen unter die Kraft" genannt hat.

Obwohl behauptet wird, daß dieses Phänomen aus der Kirchengeschichte bekannt sei (1), kann man diese These nicht mit Beispielen belegen, denn die Ohnmachtsanfälle in den Erweckungs­versarn mlungen von Wesley, Whitefield, oder auch der mittelalterlichen Bußprediger wie Tauler, hatten andere Ursachen und wurden auch anders gedeutet.

Als biblische Belege für das "Umfallen" werden folgende Personen genannt:

Hesekiel (Hes. 1,28)

Daniel (Dan. 8,17; 10,8-9)

Die Soldaten bei der Gefangennahme (Joh. 18,6)

Die Jünger auf dem Berg der Verklärung (Matth. 17,6)

Die Wachsoldaten am Grab Jesu (Matth. 28,4)

Johannes auf Patmos (Off b. 1,17)

Wenn auch zu Beginn der Pfingstbewegung des öfteren die Menschen umfielen, so ist dieses Phänomen in der jüngeren Vergangenheit durch die Veranstaltungen von Kathryn Kuhlmann, Kim Kollins, Reinhard Bonnke und John Wimber einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden.

John Wimber beschreibt das "Umfallen" so:
"Dieses Phänomen, daß Menschen umfallen und manchmal mehrere Stunden auf dem Rücken oder auf dem Bauch liegenbleiben, kennen wir nicht nur aus vielen Berichten der Kirchenge­schichte, sondern es tritt auch heute häufig auf. Die meisten Menschen verspüren dabei ein Gefühl der Ruhe und großer Gelassenheit in bezug auf ihre Lebensumstände. Gewöhnlich lassen sich nachträglich weder positive noch negative Auswirkungen feststellen. Gelegentlich kann der Zustand zwölf bis auchtundvierzig Stunden anhalten; in solchen Fällen wird von Menschen berichtet, daß sie eine tiefgehende geistliche Veränderung erlebt haben.
Dramatisch kann es sein, wenn ein Pastor oder ein geistlicher Leiter in dieser Weise umfällt; manche scheinen regelrecht vom Geist auf ihr Angesicht geworfen zu werden und bleiben dann auf dem Bauch liegen. Es hat auch einige Fälle gegeben, bei denen ein Pastor etwa eine Stunde lang rhythmisch seinen Kopf auf den Boden geschlagen hat. (Merkwürdigerweise scheint dies weder Kopfschmerzen noch irgendwelche Schäden hervorzurufen.) Die Veränderungen, die einer solchen Erfahrung folgen, können sehr groß sein. Es scheint, als ob gerade Pa­storen durch dieses Erlebnis neue Vollmacht und Wirksamkeit für ihren Dienst empfangen."
(2)

Allerdings fallen die Menschen nicht - wie Wimber schildert - "auf den Bauch", sondern fast ausschließlich auf den Rücken. Viele be­zeugen, daß sie in diesem Zustand Visionen bekommen, in einem "Zustand der Glückselig­keit ruhen", in Zungen reden oder mit neuer Kraft für ihren Dienst erfüllt werden. Manche brechen auch in das sogenannte "heilige La­chen" aus.

Häufig fallen Menschen um, nachdem ihnen die Hände aufgelegt wurden oder es zu einem an­deren Körperkontakt mit entsprechenden Per­sonen gekommen ist. Andere fallen um, wenn sie - wie in Frankfurt auf der "Feuer-Konfe­renz" - durch das Mikrofon "angeblasen" wer­den. R. Bonnke berichtet, daß auf seinen Großevangelisationen oft Tausende innerhalb weniger Sekunden im Augenblick ihrer "Gei­stestaufe" oder einer "Geistausgießung" zu Boden fallen und hat Bilder veröffentlicht, auf denen zu sehen ist, daß Tausende in einem chaotischen Durcheinander auf dem Boden liegen.

Meist werden auf solchen Versammlungen Hel­fer eingesetzt, um die Umfallenden aufzufangen und hinzulegen, so daß die Bühnen mancher Veranstaltungen ein merkwürdiges Bild ver­mitteln. Es kommt vor, daß auch der Verkün­diger oder sein Übersetzer "vom Geist er­schlagen" wird.

J. Buckingham schreibt in seiner Biographie über Kathryn Kuhlmann:
"Eines Sonntagnachmittags im Shrine-Audito­rium rief Kathryn alle Geistlichen - Katholi­ken, Protestanten und Juden - aufs Podium. Fast 75 Personen kamen ihrer Aufforderung noch und stellten sich zu ihr aufs Podium. Zweimal streckte sie die Hand aus, einmal rechts und einmal links, und alle diese Männer fielen zu Boden, übereinandergestapelt wie ein Stoß Holz. In Miami, Florida, ging sie einmal mitten durch den Chor, um mit denen zu beten, die sie be­rühren konnte, und fast 400 Menschen sanken 'unter der Kraft' zu Boden." (3)

Buckingham berichtet auch, daß in seiner Ge­meinde der Film über den "Weltkongreß über den Heiligen Geist" (1974 in Jerusalem) gezeigt wurde, welcher mit einem längeren Ausschnitt über einen Heiligungsgottesdienst mit Kathryn Kuhlmann schloß. Als nach dem Film die An­wesenden aufgefordert wurden, sich zum Gebet zu erheben, hörte man plötzlich Stühle rutschen und Menschen zu Boden fallen:

"Ich öffnete die Augen und sah, daß fast ein Drittel der Gemeinde - so schien es - auf dem Boden lag oder auf Stühle hingesunken war -unter der Kraft. Dies war eine der gewaltig­sten Demonstrationen der latenten Kraft des Heiligen Geistes, die ich je miterlebte." (4)

Obwohl das Umfallen häufig innerhalb der ka­tholisch-charismatischen Bewegung geschieht (besonders durch den Dienst von Kim Kollins und Francis MacNutt), kamen warnende Stim­men erstaunlicherweise gerade aus diesem La­ger. Kardinal Suenens, der "Vater" der katho­lisch-charismatischen Bewegung, hat dieses Phänomen sehr kritisch beurteilt und die katho­lische Erneuerungsbewegung eindringlich vor einem parapsychologischen Phänomen gewarnt. (5)

Der Psychoanalytiker Karl Guido Rey, Mitglied des Leitungsteams der charismatischen Erneu­erung in der Katholischen Kirche der deutsch­sprachigen Schweiz, kommt in seinem Buch "Gotteserlebnisse im Schnellverfahren" zu folgender Beurteilung:

"Das Ruhen im Geist schließt die Gefahr mehrfacher Täuschung in sich. Man glaubt sich Gott hinzugeben, während man sich einem Menschen ausliefert. Man entfesselt Gefühle für Gott, die aber im Menschlichen stehen­bleiben. Man meint, Gott zu erfahren, während man sich in einer seelischen Regression an ei­gener Lust freut. Man glaubt, vom Heiligen Geist umgeworfen zu sein, während man sich massenpsychologischen Mechanismen unterzogen hat. Man glaubt, sich in die sichere Hand Gottes fallen zu lassen, während man Gefahr läuft, sich in den intimsten und empfindsamsten Regungen seines Herzens menschlich mißbrau­chen zu lassen." (6)


Was lehrt die Bibel?

Die wenigen biblischen Beispiele von Menschen, die auf den Rücken fallen, machen deutlich, daß es sich um ein Zeichen des Gerichtes über diese Personen handelt.

Der Hohepriester Eli, dessen Gericht schon in 1. Sam. 2 angekündigt wurde, starb, indem er rückwärts von seinem Stuhl fiel und sich das Genick brach (1. Sam. 4,18).

In Jes. 28 wurde das Gericht über die Prophe­ten und Priester Ephraims angekündigt, die in einem unnüchternen Zustand ("sie wanken beim Gericht, schwanken beim Rechtsprechen") ihren Dienst taten. Ihnen wurde prophezeit, daß sie rücklings fallen und zerschmettert und ver­strickt und gefangen würden (Jes. 28,13).

Auch die Schar derer, die Jesus gefangen nehmen wollten, "wichen zurück und fielen zu Boden" (Joh. 18,6), nachdem der Sohn Gottes "Ich bins" gesagt hatte. Auch hier wird deut­lich, wie Gott ihnen auf diese Weise ihre Hilf­losigkeit und Ohnmacht deutlich macht.

Menschen, die von der Größe und Heiligkeit Gottes ergriffen anbetend vor Ihm niederfallen, fallen ausnahmslos auf ihr Angesicht und nicht auf den Rücken. Sie wenden ihr Angesicht von der Herrlichkeit Gottes ab, sie "bedecken" sich gleichsam in der Gegenwart Gottes:

Abram
"Da fiel Abram auf sein Angesicht, und redete mit ihm ..." (1. Mose 17,3).

Mose
"Da verbarg Mose sein Angesicht, denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen" (2. Mose 3,6).

Das Volk Israel
"... Und das ganze Volk sah es, und sie jauchzten und fielen auf ihr Angesicht" (3. Mose 9,24).

Bileam
"... Und er neigte sich und warf sich nieder auf sein Angesicht" (4. Mose 22,31).

Elia
"Und es geschah, als Elia es hörte, da verhüllte er sein Angesicht mit seinem Mantel, und er ging hinaus ..." (1. Kön. 19,13)

Hesekiel
"Und als ich es sah, fiel ich nieder auf mein Angesicht" (Hes. 1,28).

Daniel
"Und als er mit mir redete, sank ich betäubt auf mein Angesicht zur Erde" (Dan. 8,18).

Der geheilte Aussätzige
"Und er fiel auf sein Angesicht zu seinen Fü­ßen und dankte ihm" (Luk. 17,16).

Die Engel, Ältesten und vier "lebendigen We­sen"
"... Und sie fielen vor dem Thron auf ihre Angesichter und beteten Gott an..." (Offb. 7,11).

Auch von dem Ungläubigen, der in eine Zu­sammenkunft der Christen kommt und dort von dem Geist Gottes überführt wird, heißt es: "... Und also, auf sein Angesicht fallend, wird er Gott anbeten und verkündigen, daß Gott wirk­lich unter euch ist" (1. Kor. 14,25).

Diese kleine Auswahl von Bibelstellen zeigt, daß Menschen in der Gegenwart Gottes auf ihr Angesicht fallen und nicht, wie in vielen cha­rismatischen Versammlungen, auf den Rücken, wo sie manchmal in einer derart unanständigen Weise liegen, daß Schwestern beauftragt werden müssen, die Röcke der "Unigefallenen" zu­rechtzuziehen.

A. Seibel hat in seinem Artikel "Wie ist das Fallen auf den Rücken biblisch einzuordnen?" auf einen Aspekt hingewiesen, den man in die­sem Zusammenhang überdenken sollte:

"Der Teufel als der 'Affe Gottes' wirkt oft genug das Gegenteil des Heiligen Geistes. So ist es bekannt, daß in Satanszirkeln als leben­dige Altäre die Menschen (gewöhnlich Frauen) auf dem Rücken liegen. Es bedeutet dies. Auf­decken der Blöße vor Gott. Deswegen durfte im AT der Altar nicht auf Stufen errichtet wer­den: 'Du sollst nicht auf Stufen zu meinem Altar hinaufsteigen, daß nicht deine Blöße aufgedeckt werde vor ihm' (2. Mose 20,26).
Der Mensch, der sich vor Gott aufs Angesicht wirft, bedeckt seine Blöße. Wer aber auf dem Rücken liegt, deckt sie auf. Es ist der Geist des Widersachers, der den Menschen entblößt (Offb. 16,15), nie und nimmer aber ist so et­was das Wirken des Heiligen Geistes."
(7)


Schlußfolgerungen

1) Das "Ruhen im Geist" kann mit der Bibel nicht belegt werden. Im Gegenteil - die wenigen Beispiele in der Bibel sind alle negativ, d.h. Zeichen des Gerichtes Gottes.

2)Wenn dieses Phänomen nicht vom Geist Gottes bewirkt ist, dann bleiben folgende Möglichkeiten offen:
 - es ist ein Ergebnis der Suggestion, Manipu­lation oder Gruppendynamik,
 - es wird bewußt "gemacht", ist also eine Sache der Show und damit der Unredlich­keit,
 - es sind okkulte Kräfte am Werk und be­mächtigen sich der Menschen, die sich durch Passivität    dem Einfluß dämonischer Mächte öffnen.

Sicher sollte man vorsichtig im Urteil sein und nicht sofort von Besessenheit reden, wenn Menschen "umgefallen" sind. Aber andererseits sollte man auch bedenken, daß Satan letztlich auch die Gesetze der Suggestion und Gruppen­dynamik zu seinem Vorteil nutzt.

Bekanntlich wurde die erste große Erweckungs­bewegung in Deutschland ausgelöst durch Spe­ners Schrift: "Pia desideria". Diese Schrift be­ginnt mit dem Zitat aus Jes. 9,1:

"0, daß mein Haupt Wasser wäre und mein Auge ein Tränenquell, so wollte ich Tag und Nacht beweinen die Erschlagenen der Tochter meines Volkes!"

Heute werden die "Erschlagenen" nicht be­weint, sondern als Beweis der Wirksamkeit des Heiligen Geistes gewertet. Damit wird deutlich, wie weit wir von einer biblischen Erweckung entfernt sind.

Nachtext

Quellenangaben

Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem soeben erschienenen Buch

Wolfgang Bühne "Spiel mit dem Feuer"
Die "drei Wellen des Heiligen Geistes" -Pfingstbewegung - Charismatische Bewegung - "Power-evangelism" 
CLV, Pb., 272 S.

Im ersten Teil dieses Buches wird die Ge­schichte und Entwicklung der Pfingstgemeinde, der Charismatischen Bewegung und der "Drit­ten Welle" und ihr Auftreten in Deutschland ge­schildert. Dabei wird ausführlich auf den Dienst und die Lehren von J. Wimber, Yonggi Cho und R. Bonnke eingegangen.

Im zweiten Teil geht es um eine Darstellung und Beurteilung der wichtigsten Lehren, die innerhalb der "drei Wellen" gelehrt werden:

 - Geistestaufe 
 - Zungenreden 
 - Handauflegung 
 - "Power evangelism"
 - "Ruhen im Geist"
 - "Positives Denken"
 - Visualisierung
 - Wohlstandsevangelium

Ein letzter, kurzer Teil versucht aufzuzeigen, wo die sogen. "Nichtcharismatiker" wichtige biblische Wahrheiten vernachlässigt haben und schließt mit einer Darstellung der biblischen Alternativen.