Zeitschrift-Artikel: Ein Buch und sieben Bücher, durch die ich gesegnet wurde

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Titel: Ein Buch und sieben Bücher, durch die ich gesegnet wurde
Typ: Artikel
Autor: Carsten Görsch
Autor (Anmerkung):

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Titel

Ein Buch und sieben Bücher, durch die ich gesegnet wurde

Vortext

Text

Ich sag es besser gleich: Ich bin kein großer Leser. Lesen war mir immer eher eine Last als eine Lust. Auf dem Weg zu meinem Abitur quälte ich mich eher durch die Literatur, als dass es mir eine Freude gewesen wäre. Mit dem wirklichen Lesen habe ich erst nach meiner Bekehrung begonnen – und habe bis heute meine Schwierigkeiten damit. Insofern bin ich wohl nicht der Richtige, um Bücher zu empfehlen. Versuchen will ich es aber dennoch. Der „Weiseste unter der Sonne“ hatte sicher auch Recht, wenn er sagte: „Und überdies, mein Sohn, lass dich warnen: Des vielen Büchermachens
ist kein Ende, und viel Studieren ist Ermüdung des Leibes“ (Pred 12,12). Am Ende der Lektüre eines guten Buches sollten wir uns also sicher sein, dass immer noch Blut und nicht etwa Tinte in unseren Adern fließt und dass wir über dem sicherlich nützlichen Studieren das noch nützlichere Praktizieren nicht vergessen. Wie immer dem auch sei, in einer Sache bin ich mir ziemlich sicher: die Christenheit der Moderne ist sehr gefährdet, den Büchern den Vorzug vor dem Buch zu geben. Von jeher wird das Volk Gottes das „Volk des Buches“ genannt und nicht das „Volk der Bücher“. Manchmal hat man jedoch den Eindruck, dass der Christ von heute für jeden Bereich seines Lebens ein spezielles Handbuch braucht. Die Allgenügsamkeit der Heiligen Schrift scheint der Allgegenwart eines „passenden Buches“ gewichen zu sein.

„Bücher sind Freunde!“

In diesem Zusammenhang möchte ich auf fünf Aufsätze von A.W. Tozer verweisen, die in seinem Buch „Wie kann man Gott gefallen“ zu finden sind. In selbigem legt der Autor – nebenbei gesagt, einer meiner bevorzugten – einfach und verständlich dar, wie man im christlichen Sektor hilfreiche Literatur von weniger hilfreichen unterscheiden kann. Dies vorab gesagt möchte ich nun sieben Bücher empfehlen, die mich auf meinem Glaubensweg entscheidend geprägt haben. Insofern ist es natürlich eine sehr individuelle Auswahl, keineswegs muss sie einem anderen gefallen oder gar genauso hilfreich sein. Die alten Römer jedenfalls pflegten zu sagen: „Bücher sind Freunde!“ Sie hatten Recht, denn bei dem Lesen eines Buches verbindet sich der Geist des Autors mit dem des Lesers. Insofern hat Literatur, sei es gute, sei es schlechte, Einfluss auf den, der sie liest. Ein Buch, das mich wie kein anderes zuvor und kein anderes danach berührt hat, ist die Autobiografie des „Fürsten unter den Predigen“, Charles Haddon Spurgeon, „Alles zur Ehre Gottes“. Sie tröstet den jungen Verkündiger, weil sie all die Kämpfe und Widrigkeiten, die sich auf dem Weg zur Kanzel auftun mögen, in erfrischender und natürlicher Art und Weise darstellt und kommentiert. Ich habe die letzten Seiten dieses Buches unter Tränen gelesen und dem Herrn an jenem Tag versprochen, den Dienst der Verkündigung des Wortes Gottes so gut es mir irgend geht zu verrichten. Das meiner Kenntnis nach vergriffene Buch „Forschet in der Schrift“ von Watchman Nee war mir eine ungeheure Hilfe auf dem Gebiet des systematischen Schriftstudiums. Sowohl der Geist, indem man die Schrift studieren sollte, als auch die Techniken, die dazu nützlich sind, werden von dem Autor in kurzer und prägnanter Art und Weise dargelegt. Zu jeder Zeit redet nicht nur der klare Geist eines begnadeten Lehrers der Heiligen Schrift, sondern auch das Herz des Hirten der „kleinen Herde“ aus diesen Zeilen. Ein Landsmann Watchman Nees, der Bruder Wang Ming Tao, hat mich durch seine Autobiografie „Ein Stein wird geschliffen“ nachhaltig für meinen Dienst in der Gemeinde gesegnet. Besonders beeindruckend sind seine Gedanken über „glatt geschliffene Steine“ im letzten und 11. Kapitel dieses Buches. In sehr praktischer Art und Weise veranschaulicht unser chinesischer Bruder dort, wie nötig jeder von uns den Schliff in Familie, Gemeinde und Beruf hat. Dadurch kommt Sinn in die scheinbare Sinnlosigkeit des christlichen Miteinanders.
Seelsorgerliche Kleinodien
Wo wir gerade dabei sind: „Wo gehobelt wird, da fallen Späne!“ und wo Christen miteinander leben, da geschieht Verletzung – gewollt oder ungewollt. Mit seinem Buch „Das Einmaleins der Vergebung“ hat Jay Adams durch den für ihn
typischen Ansatz der Verantwortungs-Seelsorge ein nachhaltiges Fundament in meinem Denken gelegt. Für meine Begriffe ist dieses Buch ein ‚Muss‘ für jeden Gemeindeleiter, Ältesten oder Mitarbeiter. Wie ich überhaupt die Literatur dieses Bruders für außerordentlich kostbar halte, weil sie praktisch relevant und biblisch fundiert ist. Ein kleines Büchlein mit dem Titel „Verhüllte Segenswege“ aus der Feder von Jakob Kröker hat mir sehr geholfen, leidvolle Erfahrungen in meinem eigenen Leben, aber auch in dem anderer Geschwister besser zu verstehen. In fast schon poetischer Art und Weise hilft der Pastor und Schriftsteller dem angefochtenen Leser, einen Blick hinter die Kulissen des Leides zu werfen. Man spürt jeder Zeile dieses Buches ab, dass sie durchlitten und durchlebt ist. Dieses hohe Maß an Authentizität mag der Grund für die geistliche Autorität dieses Büchleins sein. Ein Labsal für die Seele stellte das Buch „Gottes Nähe suchen“ des eben schon erwähnten A.W. Tozer dar. Der amerikanische Klassiker aus der Feder des „Propheten des 20. Jahrhunderts“, wie er einmal genannt wurde, stellt ein Kleinod für die im Kampf ermüdete und ermattete Seele eines jeden Dieners Gottes dar. Das Buch atmet auf jeder Seite wahre Gottseligkeit. Wie jede seiner Schriften besticht es durch einen schriftstellerisch brillanten Stil, der die Schärfe des geschliffenen Geistes des Autors transportiert. Alan Redpath gab mir durch seine seelsorgerliche Auslegung des Buches Nehemia mit dem Titel „Sieghafter Dienst“ am Beginn meines Weges ein sehr nützliches Handbuch zum Gemeindebau mit auf den Weg. Dieses Buch ist ein Genuss durch die Auslegung und besticht auch durch die seelsorgerlichen Erfahrungen, welche die Ausführungen des Autors prägen. Ein unendlicher Trost für jeden Christen, welcher an einsamer Front verzweifelt kämpft! Bei dieser kleinen Auswahl einiger nützlicher Bücher möchte ich es belassen, wohl wissend, dass es noch viele zu besprechen und zu empfehlen gäbe. Aus der Wolke der Zeugen allerdings lächelt mir milde mein alter Bruder Charles Haddon zu und erinnert mich daran, dass ein jeder Diener Gottes nur eine kleine Handbibliothek haben sollte auf dem Weg zur ewigen Herrlichkeit. Eine Art „eiserner Ration“, die uns helfen soll, den guten Kampf des Glaubens auf dieser Erde zu kämpfen. Ich wage nicht, ihm zu widersprechen und empfehle mich dem geneigten Leser.

Nachtext

Quellenangaben