Liebe Leser,
etwa zur Osterzeit dieses Jahres wurde ich durch Tageszeitungen auf zwei Fälle aufmerksam, die auf den ersten Blick wenig miteinander zu tun haben:
Fall 1: Ein Pfarrer schreibt in seiner Kolumne in der Tageszeitung als Karfreitagsbotschaft, daß man das Kreuz abschaffen müsse, denn es entspräche nicht dem Willen Jesu, der nicht hätte leiden wollen. Außerdem könne man die Menschheit ja nicht als so abgrundtief schlecht bezeichnen. Wenn uns durch das Kreuz die Schlechtigkeit des Menschengeschlechts vor Augen geführt würde, dann wäre Jesus Christus am Kreuz umsonst gestorben.
Fall 2: Ein Schüler verschwand und schloß sich einer »radikal fundamentalistischen Sekten‑ gemeinschaft« an. Bisher war er als bekenntnisfreudiger Christ in seiner Klasse bekannt, dann aber hatte er die Ausbildung abgebrochen, um sich einer kleinen, abgeschotteten Sekte an‑ zuschließen, die als gemeinsames Ziel hat, daß man >Jünger Jesu< würde. Die Klasse versuchte vieles, um »ihren Christen« wiederzubekommen, mußte dann aber feststellen: »Am schlimmsten war die Machtlosigkeit.«
Zwei Extrempunkte, die aber doch eng miteinander zusammenhängen. Fall 1 zeigt, daß biblische Werte und Aussagen heute oft weggewischt werden, daß oft die Bibel gar nicht mehr zählt — selbst in der Kirche nicht. Die Frage an uns ist: Was sind uns die Aussagen der Bibel wert? Sind sie für uns verbindlich? Oder richten wir uns nach dem, was Menschen neben oder außerhalb der Bibel festlegen, selbst wenn die Bibel das Gegenteil sagt? Ich habe mich gefreut, daß auf den Artikel hin eine große Zahl von gläubigen Christen reagierte, die durch Leserbriefe die unveränderte Gültigkeit der Bibel deutlich machten.
Der andere Fall ist eine häufige Reaktion auf die vielfach vertretene Unverbindlichkeit des Glaubenslebens, indem man in eine Umgebung flieht, in der alles feststeht und geregelt ist. Manchmal erscheinen mir solche Gruppen als moderne Form des Klosters. Man flieht vor dem wirklichen Leben, um nur mit Gleichgesinnten zusammen zu sein. Mich hat in diesem Zusam‑ menhang betroffen gemacht, daß diese Gruppe als »bibeltreu« bezeichnet wurde und so abgeschlossen lebt wie manche Psychogruppen und verführerische Kulte. Und die Menschen um uns herum nennen sie in einem Atemzug mit den »Sonnentemplern« oder firn Jones, der in Guayana Hunderte von Nachfolgern in den Massenselbstmord führte. Kann man es ihnen übelnehmen, wenn sie sagen, daß jemand, der nur hinter verschlossenen Türen lebt, eine Menge zu verbergen hat?
Die Bibel sagt nicht, daß wir aus der Welt fliehen sollen. Sie zeigt auf, daß unsere Aufgabe ist, ein glaubwürdiges Leben vor den Augen der Menschen um uns her zu führen. So wie der Herr Jesus in die Welt gesandt wurde, so sendet er auch uns. Er ging zu den Menschen, selbst zu den Ausge‑ stoßenen und Randgruppen der Gesellschaft. Er erfüllte seinen Auftrag in aller Öffentlichkeit, ohne sich Ruhe zu gönnen. Wollen wir dann nicht auch seinem Vorbild folgen, indem wir den Menschen um uns herum das ewig gültige Wort Gottes hier und heute so in Wort und Tat bringen, daß wir ihnen kein unnötiges Hindernis aufbauen?
Herzlich grüßt Ralf Müller
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Jim Elliot - Bedenke den Willen Gottes - S.3
Benedikt Peters - Die poetischen Bücher der Bibel - S.4
Simon Streuper - Der Igel - S.7
Armin Lindenfelser - Der verlorene Sohn-oder:Reformatoren der gefallenen Gemeinde - S.8
John Bjorlie - 8.Januar 1956-Fünf Missionare sterben als Märtyrer - S.12
Wolfgang Bühne - "Ins Kino gegangen und Gott getroffen..." - S.15
Wolfgang Bühne - "Im Knast haben Heuchler keine Chance..." - S.17
Die Bücherecke - S.21
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Das Verbreiten von Segen auf Erden muss sein wie der Regen:
Gott lässt ihn aufsteigen, trägt ihn herzu durch Seinen Heiligen Geist gießt ihn aus auf Seine eigene Weise und an dem von ihm bestimmten Ort und lässt ihn in den großen Ozean zurückfließen. "Wie Wasser bin ich ausgegossen."
So soll meine Schwachheit Gott die Möglichkeit geben, die Erde zu erqicken.
Jim Elliot
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