Liebe Leser,
beim Durchsehen älterer Jahrgänge einer Zeitschrift fiel mir kürzlich die folgende Notiz auf:
Wegen Mangel an Manuskripten hatte die New York Times die zehn Gebote abgedruckt, Am darauf folgenden Tag erhielt die Verwaltung den Brief eines Mannes, der sein Abonnement kündigte. Als Grund gab er an: »Sie werden mir zu persönlich.«
Es ist ein Zeichen der Zeit, daß verbindliche Aussagen der Bibel immer mehr aus dem öffentlichen und privaten Leben verbannt werden. Ich möchte jetzt nicht in die zu hunderten verfaßten Klagelieder über die »ach so schlimme Zeit« einstimmen, die »ach so viel schlimmer ist als früher«. Sie ist schlimmer geworden, das sehe ich auch so. So steht es nämlich in der Bibel. Aber die Wurzel liegt nicht in der Zeit, sondern im Menschen selbst, der sich seit dein Sündenfall dafür entschieden hat, Gottes Gebote zur Seite zu schieben, wenn etwas anderes begehrenswerter erscheint. Das macht ja gerade immer die Spannung aus, in die Gottes Anforderungen uns persönlich stellen: Leben wir für Gott und lassen uns alles schenken, was gut für uns ist? Oder leben wir für uns selbst und eignen uns alles an ohne zu fragen, ob Gott das für uns will? Bekanntlich sind im letzten Hemd keine Taschen — aber ich glaube doch, daß der Mensch, der nach Mt 6,33 gelebt hat, etwas mitnimmt. Nein, nichts Materielles! Aber ein Wissen davon, daß Gott ihm schon auf der Erde bewiesen hat, daß er gütig und ein »fröhlicher Geber« ist — mehr als wir Menschen das je können. Und dieses Wissen wird sich dann in der Ewigkeit nicht als falsch erweisen, denn dann sind die Geschenke so reichlich, und dem Empfangenden ist es auch nichts Fremdes. Das hat der andere, der sich alles genommen hat, nie gelernt. Und: Nach dem Tod kann man sich nichts mehr nehmen. Wer sich im Erdenleben nichts von Gott hat schenken lassen, der bekommt auch nichts von ihm in der Ewigkeit — außer dem, was er verdient hat: ewige Gottesferne!
Bei den zehn Geboten wird nur zu oft das gesehen, was man nicht tun darf. Aber ist es wirklich begehrenswerter, sich selbst zu verwirklichen als eine lebendige Beziehung zu dem Schöpfer zu haben und zu pflegen? Wäre die allgemeine Ethik mehr von den zehn Geboten bestimmt, dann stünde es mit Sicherheit anders um manche Entwicklungen, vor denen man heute ratlos steht. Glückliches Eheleben gegenüber Ehebruch; Genügsamkeit gegenüber Diebstahl und Begierde; Ehrlichkeit und Verläßlichkeit gegenüber Lüge und falschem Zeugnis; mit allen Menschen im Frieden leben gegenüber dem Töten des Mitmenschen. Wie weit das geht, das sagt Jesus Christus in der Bergpredigt ab Mt 5,21. Manches könnte so anders aussehen — wenn man nur bereit wäre, mit liebgewordenen Gewohnheiten zu brechen. Wie eine biblische Ethik aussehen kann, darüber haben die verschiedensten Christen geschrieben und gesprochen. Und viele haben es vorgelebt. Zu einem solchen Leben möchten wir auch in diesem Heft wieder ermutigen. Es wird manche Stelle dabei sein, die sehr persönlich ist. Das nehmen Sie uns doch nicht übel, oder?
Herzliche Grüße
Ralf Müller
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Bo Giertz - Etwas aus der Heilsgeschichte - S.3
Dave Hunt - Der Weg Bileams - S.4
Wolfgang Bühne/Viktor Leskow - "... man schläft doch noch auf Stroh, säuft viel und lebt wie ein Tier!" - S.9
Benedikt Peters - Über das Beten zum Heiligen Geist - S.10
Richard Caspari - "Bringt ihr das Kreuz?" - S.12
Wolfgang Bühne - Letzte Worte großer Männer - S.15
Morschla Kirsch - Ich iebte das freie Zigeunerleben - S.18
Die Bücherecke - S.21
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