"Wie hören wir sie von großen Taren Gottes in unseren Sprachen reden?" (Apg. 2,11)
Eine der edelsten Früchte des Heiligen Geistes ist ein gebeugtes Herz. Dies ist so ganz das Gegenteil des natürlichen Menschen, der sich selbst behauptet, für sich und seine Ehre kämpft, sich vordrängt und sich selber sucht. Wie möchte man gerade auf diesen Punkt so ganz besonders unsere Jugend hinweisen! Liebe Freunde, wahre Demut ist ein Wunder, eine zarte Blume, die nur in der Luft des Heiligtums gedeiht. Und darum finden wir sie nur bei Leuten, deren Herz von Gottes Geist erfüllt und regiert wird.
Wie wunderbar sehen wir in der Pfingstgeschichte, daß die Menschen klein werden und Gott groß, wenn Gottes Geist regiert! Die Apostel sprachen nicht von ihren eigenen Taten, obwohl diese doch nennenswert gewesen wären. Sie hätten, rückblickend auf ihre Zeit mit Jesus, doch mancherlei von ihren gewaltigen Erfahrungen und Erlebnissen berichten können, die auch ihnen schon durch Gottes Kraft zuteil geworden waren. Aber die Menge hörte sie mit ihren Zungen nur die großen Taten Gottes reden. Von sich selbst sprachen die Apostel nicht. Sie selbst traten zurück und dachten gering von sich. Und auch im Verkehr untereinander merkte man, wie einer den anderen höher achtete als sich selbst. Sie werden wohl ein jeder die feurigen Zungen auf dem Haupt der anderen und nicht auf dem eigenen Haupte gesehen haben.. Und das machte sie bescheiden.
Als Petrus und Johannes den Lahmen an der Schönen Tür des Tempels erblickten und Petrus das Treiben des Heiligen Geistes empfand, den Mann im Namen Jesu gesund zu machen, da sagte er nicht: "Sieh mich an!", sondern "Sieh uns an!" (Apg. 3,4) und später sprach er zu der Menge: "Was sehet ihr auf uns, als hätten wir diesen wandeln gemacht durch unsere eigene Kraft oder Verdienst?" (Apg, 3,12) Auch da sagte er nicht: "Als hätte ich ihn wandeln gemacht." Er hatte es doch tatsächlich getan. Es war die Kraft des Glaubens, die Gott ihm geschenkt hatte.
In der Art unserer Sprache drückt sich oft unsere innere Einstellung aus, und man merkt bei manchen Brüdern den Mangel an Heiligem Geist daran, daß all ihr Reden über ihre Arbeit für den Herrn nach der "Ich-Tonart" geht. "Ich", "Mein Verein", "Meine Leute", so hörte man sie sagen. Das ist der alte Geist. Wieviel bescheidener, wieviel brüderlicher, wieviel geistlicher klingt es, wenn man sagt: "Wir".
Wie eifrig ist Petrus, alle Ehre von sich abzuweisen! Er beschwört die Leute, daß sie nicht auf die Apostel sehen sollten, als hätten sie den Lahmen wandeln gemacht. Er fragt sie: "Ist hier etwas geschehen durch unsere Kraft?"' Und die Antwort ist eindeutig: "Nein, durch Jesu Kraft, durch den Namen Jesu Christi. Durch den Glauben an Jesu Namen hat diesen sein Name stark gemacht, und der Glaube durch ihn hat diesem gegeben diese Gesundheit vor euren Augen" (Apg. 3,16). Der Heilige Geist macht den Menschen eifrig, daß er Ehre, die ihm nicht zukommt, nicht auf seinem Haupte ruhen läßt, sondern diese abwehrt. Aber Jesu Ehre ist sein Ziel und seine Freude.
Demut ist das Hofkleid der Kinder Gottes, in dem allein sie verkehren können an dem Thron ihres Königs. Wie wohltuend ist uns der Anblick eines gebeugten Jüngers! Wie schön ist der Anblick der Maria, der es scheint's besonders von Gott geschenkt war, daß sie sich selbst zurücksetzen lassen und schweigen konnte - und die dabei still auf Jesus schaute! So war es, als ihre Schwester Martha sie schalt. So war es, als Judas Ischarioth ihr die Verschwendung der Salbe vorwarf. Welch heimlicher Genuß, wenn solche Seele es dann erfährt, wie Jesus sie in Schutz nimmt mit Seinem Wort an Martha: "Maria hat das gute Teil erwählt" (Luk. 10,42); mit seiner Abweisung des Judas: "Laß sie in Frieden!" (Joh. 12,7)
Liebe Freunde, Gott schenke uns jungen Leuten diese köstliche Gabe: Ein gebeugtes Herz! Als einige Zeit nach dem Beginn der wundervollen Erweckung des Methodismus in England die beiden innig befreundeten Gründer dieser Kirche, Wesley und Withefield, sich voneinander trennten, weil Whitefield einer strengeren calvinischen Lehre huldigte als Wesley, gab es in der Umgebung der beiden bedeutenden Männer kleine Größen, die gerne zwischen ihnen hetzen wollten. Eines Tages sagte ein junger Mann. zu Wesley: "Was meinen Sie, Herr Wesley, werden wir wohl Herrn Whitefield im Himmel sehen?" Ihm schien das Seelenheil des von seinem Meister abgewichenen Gegners doch sehr fraglich zu sein. Darauf gab Wesley die wundervolle Antwort: "Ich glaube nicht; denn Herr Whitefield wird so nahe beim Throne Gottes stehen, daß wir beide ihn gar nicht sehen können."
(Aus: Paul Humburg: Sein Rat ist wunderbar)
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